Tagebuch der Nosferatu Hélissante
I. Wie alles begann
Nacht 1
Ich beschwere mich ja nur selten. Weder über das Aussehen, welches der Fluch Kains mit sich brachte, noch über die Unterkunft, die ich seit nunmehr 95 Jahren mein eigen nenne, oder die aufgeblasenen Gecken des Hofes.
Doch diesmal finde ich, dass sie zu weit gegangen sind.
Nichtsahnend sinnierte ich über den Sinn des Unlebens, als mein werter Bruder und Sire mich aus meinen Gedanken riss. Der Prinz wünsche mich zu sehen, ich solle für den Clan eine wichtige Aufgabe übernehmen.
Ich packte also Louis und Francoise ein, denn sie sollten diesen Augenblick mit mir genießen. Meine Freunde ließ ich zurück, damit jemand auf mein Hab und Gut achte.
Wir begaben uns zum Louvre, wo wir auf die Ankunft des Prinzen warten sollten. Dort lernte ich meine „Mitstreiter“ kennen. Ich betrat den Raum und sah die entsetzten Gesichter. Nicht, dass ich diese Blicke nicht schon gewohnt wäre, aber manchmal ist das durchaus lästig. Fünf weitere Personen befanden sich hier. Ein etwas dunkler anmutender Mann, gestellt vom Prinzen, um uns beizustehen. Sein Name war Sohrab. Er scheint mir ein sehr eigentümlicher Kainit zu sein. Dann gab es da noch einen Mann namens Bela Szegedin. Allein schon der Name und sein Aussehen, wie Gebaren, schreit RAVNOS. Komisch, dass so ein, eindeutig nicht vertrauenswürdiger, Kainit auf so eine, angeblich, wichtige Mission geschickt wird. Aber trotz allem scheint er doch nett zu sein. Er hielt mich für den Prinzen. Das fand ich doch sehr amüsant.
Dann gab es da noch die beiden Toreador. Ein Mann und eine Frau. Der Mann scheint wohl einer anderen Zeit zu entstammen, jedenfalls spricht er kein Französisch und ist auch sonst etwas altertümlich. Die weibliche Toreador ist, wie war es anders zu erwarten, widerlich hübsch. Ich hasse das. Manchmal frage ich mich doch, warum gerade ich über einen Nosferatu stolpern mußte. Nicht etwa, dass ich undankbar wäre, im Gegenteil. Wäre doch der sichere Tod mein Los gewesen, wenn er mich nicht gerettet hätte. Doch warum konnte er mich nicht einfach mitnehmen und einem anderen Kainiten übergeben?
Aber was bringt es, sich über das grausame Schicksal zu beklagen, es hilft ja doch nichts.
Ich unterhielt mich gerade mit Louis, als die Tür sich wiederum öffnete und ein Ventrue den Raum betrat. Sein Name ist Lord Humphrey Blackwood. Ich habe noch nicht von ihm gehört. Normalerweise entgeht mir selten ein Kainit in der Stadt, aber dieser hier scheint auch neu zu sein. Ein Engländer. Nase so weit oben, dass es reinregnen könnte. Wie alle Ventrue. Ihn hielt der Ravnos zuerst für den Prinzen. Nett, wie er sich in den Staub warf. Keine Ahnung von Etiquette. Aber was soll man von streunendem Volk erwarten? Anscheinend hat der Ventrue mit dem Prinzen eine Abmachung getroffen. Er scheint in der Seefahrt tätig zu sein und Le Havre wäre wohl ein lohnender Standpunkt seiner Reederei. Bei diesen Gecken geht es auch immer nur um Geld.
Der letzte Mitreisende hatte eindeutig den interessantesten Auftritt. Flankiert von zwei Gorillas des Prinzen, mit denen er wohl zuvor schon Bekanntschaft geschlossen hat, wurde er in den Raum gebracht. Für ihn scheint es wohl auch eine Art Strafe zu sein. Offensichtlich hat er keine Wahl, als mit uns ins Verderben zu laufen.
Prinz Villon hat seinen Auftritt wieder mal genossen und für sich reden lassen. Ich hätte Frankreich wohl einmal verlassen sollen um zu sehen, ob alle Prinzen derartig arrogant sind. Aber was kann man auch sonst von einem Toreador erwarten?
Eine Steinscheibe wird uns übergeben, Sohrab nimmt sie in Gewahrsam. Wir sollen nach Uruk und Ur reisen, um dort ein Ziggurat zu untersuchen und etwas von dort mitzunehmen. Ich liebe solche präzisen Aussagen. Etwas – da kann ich auch gleich eine Handvoll Sand schaufeln und mit mir nach Paris tragen. Anscheinend weiß der Prinz nicht wirklich, was uns dort eventuell erwartet. Es klingt mir doch sehr nach einer Selbstmordmission. Dafür haben wir eine äußerst seltsame Gruppenzusammenstellung. Meine Wenigkeit, ein Ventrue, zwei Toreador, ein Ravnos, ein – keine Ahnung, welchem Clan er angehört – das muss ich noch herausfinden und ein – was war er noch – Brujah? Nun ja, wir werden sehen.
Wir haben dann auch die Reiseroute besprochen. Der Ventrue hat mich gebeten, die Tremere um Blut für die eventuellen Durststrecken zu bitten. Als hätte ich nicht schon genug zu tun. Nun musste ich meinen Clan davon überzeugen, ein Geschäft mit den Magi abzuschließen. Wenn es nicht für den Prinzen wäre…
Die Magi waren bereit, uns zu helfen. Alle, bis auf Jack, haben die Hilfe dankend angenommen. Blutperlen – wenn ich bloß wüßte, wie sie diese Dinger herstellen. Aber wahrscheinlich muss man eine magische Begabung haben, um diese Art von Blut zu verarbeiten.
Wir wissen auch, dass uns dort eventuelle Gegenwehr erwartet. Die Setiten und Assamiten kämpfen um dieses Gebiet und wir werden wohl direkt zwischen die Fronten geraten, wenn wir nicht aufpassen. Welch schöne Aussicht. Zwar freue ich mich, aus Paris herauszukommen, aber andererseits kann ich mir auch schöneres vorstellen, als mitten in ein Kampfgebiet zu laufen.
Ich habe mir heute Nacht noch einen armen Mann aus dem Armenviertel zu Gemüte geführt. Er wird niemandem fehlen.
Nacht 2
Der Ventrue hat uns ein Schiff zur Verfügung gestellt. Wir sind mit dem Zug nach Marseille gereist und haben unsere Reise nun begonnen. Wir haben auch noch Ausrüstung vom Marquis erhalten. Ich habe Louis und Francoise mitgenommen. Ich möchte beide nicht so lange alleine lassen. Vor allem Francoise ist zur Zeit etwas quengelig. Sie kommt nun auch in eine schwieriges Alter. Noch nicht Frau und doch auch kein Mädchen mehr. Die Männer werden ihr später zu Füßen liegen!
Das Schiff ist planmäßig abgefahren, wir sollten unser Ziel in zwei Wochen erreichen.
Auf dem Schiff
Die Nächte hier sind lang, nichts außer dem Meer und den Ratten, von denen ich mich hier ernähre. Wir sind zwar ein paar Mal vor Anker gegangen, aber die meisten meiner Opfer waren bereits so betrunken, dass ich selbst Mühe hatte, wieder ungesehen auf das Schiff zu gelangen.
Nouel, der alte Toreador, hat sich wohl in den Kopf gesetzt, hier alle zu drangsalieren. Er möchte die „Kampfstärke“ aller bemessen. Mir soll es Recht sein. Ich kämpfe nie mit Waffen. Er wird schon noch sehen. Sollen mich ruhig alle für wehrlos halten. Jedenfalls widmet er sich Nacht für Nacht den Duellen. Und man bringt ihm jetzt sogar bei, mit Schußwaffen zu hantieren.
Habe ich schon erwähnt, dass er noch nie in seinem Unleben einen Zug gesehen hatte? Sehr amüsant, der Ventrue erklärte ihm doch tatsächlich, dass kleine Pferde in der Lokomotive wohnen. Welch Spaß!
Ich beschäftige mich derzeit mit wichtigeren Dingen. Der Ventrue hat sich bereit erklärt, mir Seelenstärke beizubringen. Das kann sich durchaus als nützlich erweisen! Ich lerne fleißig und hoffe, dass ich noch vor meiner Rückkehr (sofern es eine gibt) genügend gelernt habe.
Ankuft in Abadan
Nun sind wir im fremden Land. Hier ist alles anders. Die Gebräuche, die Landschaft, die Menschen. Neue Opfer. Mein geliebter Erschaffer hat mir einen Kontakt genannt, den ich aufsuchen werde.
Der Kontakt hat mir einige Namen von Führern genannt, die wir keinesfalls mitnehmen sollten. Ich glaube, dieser Sohrab hat schon jemanden angeheuert, ich werde mich sogleich erkundigen, wer das denn ist.
Alles in Ordnung, keiner der genannten Namen trifft auf unseren Führer zu. Ich werde nun das erste Mal auf einem Kamel reiten. Ich freue mich schon auf die neue Erfahrung.
Der Ventrue und der Ravnos scheinen gut zu kooperieren. Wenn man mich fragt, so sind sie wohl eher mehr dem Malkavianer im Sinne zugetan. Sie haben sämtliche Öllampen, die es auf dem Bazar gab, eingekauft und auf das Schiff bringen lassen. Wozu die ganzen Lampen?
Wir haben uns auch der hiesigen Kleidung angepaßt – nun, nicht alle, aber ich empfinde die Kleidung hier als durchaus bequem und praktisch. So muss ich mein Gesicht nicht ständig durch Tücher verhüllen. Hier ist es offenbar Brauch, dass die Frauen ständig verhüllt durch die Straßen wandern.
Unsere Kamele tragen Körbe, in denen wir übertagen können. Nicht alle wagen sich auf die Wüstenschiffe. Einige bevorzugen doch Pferde.
Mein Kontaktmann meinte übrigens, dass Uruk und Ur früher Opferstätten waren. Auf dem Weg dorthin liegen zwei Oasen. Die erste scheint halbwegs sicher, die zweite ist eher zu meiden. Der Ventrue hat nun 10 weitere Männer angeheuert und noch vier Frauen. Auch der Ravnos hält sich nun eine Einheimische. Ich weiß nicht, wozu, aber sie scheinen ihre Gründe zu haben. Unauffällig ist das wohl nicht gerade, aber was soll man auch erwarten?
Reise in die Wüste
Wir sind nun schon ein paar Nächte unterwegs und bisher ist unsere Reise problemlos verlaufen. Wir haben die beiden Oasen passiert, wobei wir zweitere gemieden haben. Wir haben allerdings genügend Vorräte, um die Strecke problemlos zu bewältigen. Nouel meint allerdings, er hätte ein ungutes Gefühl, je näher wir dem Ziggurat kommen. Er ist auch sehr rastlos, patrouilliert um die Karawane und scheint wohl nie still zu stehen. Mir soll das Recht sein, solange sie mich in Ruhe lassen.
Ankunft beim Ziggurat
Die Einheimischen weigern sich, näher an die Ruinen heranzugehen. Sie scheinen große Angst zu haben. Wovor nur? Vor den Geschichten? Oder lauert etwas hier? Ich weiß es nicht, aber wir werden es wohl herausfinden.
Sie haben sich entschlossen, den Ballon aufzublasen. Ich weiß zwar nicht, wozu das gut sein soll, aber der Ventrue hat seinen Kopf durchgesetzt.
Das Ziggurat ist sehr beeindruckend. Etwa 30m hoch und ziemlich massiv. Es ist schon zu bewundern, wie die früheren Generationen solche Bauwerke erschaffen konnten.
Nouel hat Sohrab und mich gebeten, zu patrouillieren. Tun wir ihm diesen Gefallen. Der Malkavianer hat den Heißluftballon für sich entdeckt und erkundet die Landschaft von oben.
Sohrab ist verschwunden. Er scheint alleine in das Ziggurat gegangen zu sein. Ich habe beschlossen, ihm zu folgen. Der Ravnos und der Malkavianer folgen mir. Nouel informiert den Rest der Truppe, ich denke, sie werden dann auch nachkommen. Humphrey und Nouel wollen noch die Sterblichen davon überzeugen, sich in die Sicherheit der Ruinen zurückzuziehen. Nun, sie scheinen gute Argumente zu haben, ihre Clans sind ja dafür bekannt.
Im Ziggurat
Wir sind also in das Ziggurat vorgedrungen – und was finden wir dort? Sohrab scheint wohl versucht zu haben, seinen eigenen Erzeuger, der wohl sein Herz (SETITEN!) hier gelagert hatte, zu diablerieren. Das scheint wohl heftig in die Hose gegangen zu sein. Rostam (so heißt er nun) war wohl nicht sehr angetan davon. Doch er hat uns nicht gleich angegriffen, sondern sogar mit uns gesprochen. Er hat die Steinscheibe in der Kammer in die mittlere der drei Vertiefungen eingesetzt. Offenbar ein Kombinationsschloß. Doch wir haben die restlichen Schlüssel nicht. Ich sehe schon, wohin das führen wird…
Und ich hatte Recht. Nachdem Rostam verschwunden ist (obwohl der wahnsinnige Ventrue und der noch wahnsinnigere Toreador versucht haben, ihn anzugreifen), habe ich mit der Toreador die Kammer untersucht. Das Relief an der Wand ist sehr interessant. Ein Vollmond in der Mitte, jeweils ein Halbmond an den Seiten, eine kleine Sonne und jede Menge Sternbilder. Und natürlich die drei Vertiefungen, wobei sich in einer die mitgebrachte Steinscheibe befindet. Der Ravnos hat versucht, sie wieder zu entfernen, doch ohne Erfolg. Dies scheint eine Art Rätsel zu sein, wir müssen nur noch die Lösung finden. Ich mag Rätsel…
Rückkehr zur Karawane
Die Karawane war bereits am zusammenpacken, nachdem wir von unserer Übertagung im Ziggurat zurückgekehrt sind. Sehr anständig von ihnen, auf uns zu warten. Was hätten wir wohl mitten in der Wüste gemacht, wenn sie ohne uns abgereist wären? Nicht jeder sieht dies so. Der Ventrue scheint verärgert, weil sie seinen Befehlen nicht so gehorchen, wie er das gerne hätte. Welch blinde Arroganz…
Hülya, die „Mätresse“ des Ravnos wurde von dem Setiten entführt und angefallen. Doch er ließ sie am Leben. Sie ist noch etwas verstört, doch wir konnten sie mitnehmen.
Als wir schon fast in Abadan sind, beginnt sie zu reden. Sie erzählt wirre Geschichten über den König der Perser, der seinen Sohn getötet hat. Sie spricht dabei von Rostam und Sohrab. Können dies tatsächlich dieselben sein?
Erneute Ankunft in Abadan
Mein Kontaktmann ist der Meinung, dass es sich wahrscheinlich nicht um dieselben handelt. Doch er kennt diese Geschichte ebenfalls. Nur würde es bedeuten, wenn es sich bei den beiden Kainiten um die beiden Figuren aus dem Märchen handelt, so wären sie sehr alt. Und wenn ich sehr alt schreibe, dann meine ich das auch tatsächlich. Dann könnten wir von Glück sprechen, die Begegnung mit Rostam überlebt zu haben.
Dies wird den Prinzen und auch die gesamte Camarilla interessieren. Doch zuvor brauchen wir Beweise!
Cazardieu und Oppert sind wohl die einzigen beiden, die in diese Richtung geforscht haben. Lustigerweise wurden wir von ersterem angeheuert. Welch Ironie! Wir sollten trotzdem noch einmal mit ihnen sprechen und etwaige Hinweise auf den Verbleib der restlichen beiden Steinscheiben finden.
Wir werden nun nach Baghdad aufbrechen. Dort soll es Texte in Keilschrift geben, die eventuelle Hinweise enthalten! Wir werden sehen!
Baghdad
Welch Ironie des Schicksals! In Baghdad angekommen, ist der hiesige Prinz nicht zugegen. Die Setiten herrschen hier. Wir haben eine nette Unterkunft gefunden, doch ganz sicher scheint mir das Ganze nicht zu sein. Ich habe Louis gebeten, ein Auge auf unsere Gastgeber zu werfen. Francoise ist sehr unzufrieden. Sie wäre viel lieber wieder in Paris, um mit ihren Freundinnen auf der Champ d’Elysée zu flanieren und den hübschen Burschen den Kopf zu verdrehen. Ach, wo ist bloß mein kleines Mädchen geblieben? Sie wird so schnell erwachsen!
Wir haben uns beim Sheriff vorgestellt und um die Erlaubnis gebeten, in den Archiven der Steintafeln nach Hinweisen zu suchen, die Oppert, der vor einigen Jahren bereits hier war, eventuell übersehen hat. Die Geschichte mit den Steinscheiben will mir nicht mehr aus dem Kopf. Ständig ist die Rede von Göttern und wieder Auferstandenen, also Untoten. Es scheint mir, als wäre dieses Kombinationsschloss eher eine Barriere, um etwas dahinter zu verschließen. Was, wenn es sich dabei um einen der Nictuku handelt? Es wäre fatal eines der Monster freizulassen!
Meine Mitreisenden haben natürlich keine Ahnung von meinen Vermutungen und ich werde sie ihnen auch nicht mitteilen. Die Nictuku sind Sache der Nosferatu und sollte einer von ihnen in diesem Ziggurat eingeschlossen sein, dann Gnade uns Gott!
Noch immer in Baghdad
Lord Blackwood und Bela haben mich gebeten, ihnen aus der Kaserne Uniformen der hiesigen Wachmannschaften zu besorgen. Ich habe ihnen diesen Gefallen getan, immerhin ist es für mich ein Leichtes, die Sinne der Sterblichen zu umgehen. Louis war von der Idee zwar nicht sonderlich begeistert, da er um meine Sicherheit fürchtet, aber mein Kainitendasein hat mich stärker gemacht. Es ist nicht mehr notwendig, mich von ihm beschützen zu lassen. Aber er ist in diesem Fall sehr stur und uneinsichtig. Er will noch immer der Ernährer und Beschützer der Familie sein. Es gefällt ihm nicht, zum Aufpasser für Francoise degradiert zu sein. Ich kann es verstehen, sein Stolz als Mann ist nun mal sehr wichtig.
Aber darum kann ich mich nun nicht kümmern. Ich muss Kontakt mit den hiesigen Brüdern oder Schwestern aufnehmen. Mein Bruder in Abadan hat mir den Namen des hier ansässigen Bruders genannt und ich werde ihn aufsuchen.
Ich wurde sehr herzlich von unserem Bruder hier empfangen und freue mich, dass er meine Bedenken bezüglich des Ziggurats teilt. Er hat mich auch darauf hingewiesen, dass der Prinz der Domäne mit Vorsicht zu genießen ist. Ich habe die neuesten Erkenntnisse aus Paris mit ihm geteilt und er gab mir Geschichten aus der Gegend. Ich bin gespannt, was wir hier finden werden.
Steintafeln
Ich kann schon keine Steintafeln mehr sehen! Wir suchen und suchen und doch kann nur eine meiner Gefährten lesen, was auf den Tafeln geschrieben steht. Die junge Toreador hat uns zumindest einige Wörter beigebracht, nach denen wir suchen können. Es ist mühsam und langweilig. Ich weiß auch nicht genau, wonach wir suchen. Geschichten, die vor tausenden von Jahren aufgeschrieben wurden. Ich weiß aus meiner langjährigen Erfahrung, dass in den meisten Geschichten, die sich das Volk erzählt, auch ein Körnchen Wahrheit steckt. Doch wie uns diese Fragmente einen Hinweis auf das Wesen oder Artefakt, das hinter der Steintür im Ziggurat verborgen liegt, liefern soll, ist mir noch ein Rätsel.
Die Setiten erwiesen sich bis jetzt als kühl und doch halbwegs freundlich. Ich frage mich, ob man nicht in näherer Zukunft Geschäfte mit ihnen schließen kann.
Wir haben nun einen halbwegs zusammenhängenden Text gefunden und hoffen, dass uns die Hinweise darin neue Möglichkeiten aufzeigen. Gerade eben ist wohl der Prinz der Domäne zurückgekehrt und verlangt nach unserer Anwesenheit.
Im Setitentempel
Als hätte ich es nicht schon vermutet, so ist unser „Freund“ aus dem Ziggurat der hiesige Monarch. Welch Ironie! Ich habe versucht, neutral zu bleiben, was mir auch, denke ich, gelungen ist. Allerdings sind wir nun Gefangene in seinem Tempel und sollen morgen Nacht Baghdad in Richtung Paris verlassen. Louis und Francoise wurden ebenfalls hierher verschleppt! Dieser Angriff auf meine Familie wird nicht vergessen werden!
Offenbar bahnt sich auch hier ein Geschäft an – der Prinz möchte, genauso wie wir, wissen, was in diesem Ziggurat verborgen ist. Wir sollen die restlichen Scheiben suchen. Vielleicht weiß er auch mehr, als er bereit ist zu teilen – aber er hat wohl nicht damit gerechnet, dass wir Nosferatu diejenigen sind, die mit Informationen handeln. Ich bin mir sicher, was auch immer verborgen liegt, wird von uns entdeckt werden. Und sollte es einer der Nictuku sein, haben wir zumindest die Möglichkeit, dagegen vorzugehen.
Reise nach Paris
Wir sind mit dem Orient-Express gereist. Sehr komfortabel und sicher. Allerdings vermisse ich die gute Verkleidung, die sich mir in den östlichen Ländern geboten hat. Vielleicht wäre es sinnvoll, solche Kleidung auch in Paris einzuführen! Damit könnte man sich einige Mühsal ersparen.
Wir hatten viel Zeit uns zu unterhalten und voneinander zu lernen. Praktisch betrachtet sind meine Mitreisenden gar nicht so unnütz, wie ich dachte. Ich kann viel von ihnen lernen, sogar von unserem Ravnos. Er scheint auch an einigen meiner Techniken interessiert zu sein. Ebenso der Toreador. Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages einen Wissensaustausch mit einem Toreador betreiben würde. Sind sie doch meist so von ihrer Schönheit und Eitelkeit verblendet, dass man kein vernünftiges Wort mit ihnen wechseln kann. Aber anscheinend liegt bei meinen beiden Reisegefährten keine derartige sinnlose Verblendung vor. Es mag wohl an ihrem jeweiligen Alter liegen.
Paris
Ah, endlich wieder in der Heimat! Francoise ist ganz aufgeregt und hat schon viele Pläne für unsere Rückkehr. Ich befürchte allerdings, dass unser Aufenthalt nur von kurzer Dauer sein wird. Ich habe gestern mit Louis darüber gesprochen und wir haben überlegt, wie wir unserer Tochter schonend beibringen, dass wir bald wieder aufbrechen und sie ihre Freundinnen eventuell für längere Zeit nicht sehen wird. Eventuell kann man sie mit der Aussicht auf weitere Reisen mit Lord Blackwood und Noel vertrösten. Sie scheint Gefallen an beiden gefunden zu haben. Ich weiß allerdings nicht, ob ich darüber glücklich oder traurig sein soll. Immerhin gehören beide den Kainiten an und eine Liebe kann nur von kurzer Dauer sein. Aber was tut man nicht alles für sein Kind? Ich werde versuchen, sie so gut wie möglich zumindest bei den gemeinsamen Treffen den beiden näherzubringen. Immerhin ist sie ein hübsches Mädchen und bald auch eine heiratsfähige Frau. Ich möchte allerdings nicht, dass sie zum Ghul degradiert wird. Das würde mir das Herz brechen. Und das Kainitentum wäre auch nichts für sie. Sie soll so bleiben, wie sie ist.
Wir haben ordnungsgemäß unsere Rückkehr bekanntgegeben und ich bin auch zu meinen Brüdern und Schwestern in den Untergrund zurückgekehrt, um ihnen von meinen Vermutungen zu berichten. Es ist, wie ich befürchtet hatte. Meine Freunde teilen meine Sorge und sehen es auch als wichtig an, diese Sache weiter zu verfolgen.
Uns wurde eine Audienz mit dem Marquis vorgeschlagen, die wir auch genutzt haben. Meiner Meinung nach scheint sich dieser Brujah doch sehr verdächtig zu verhalten. Doch Lord Blackwood will nun nach seinen Regeln spielen, die im entferntesten auch unsere sind. Auch ich werde mein Wissen nicht uneingeschränkt teilen und Gegenleistungen erwarten, wie es üblich ist. Das sollte der Marquis wissen.
Ich beschwere mich ja nur selten. Weder über das Aussehen, welches der Fluch Kains mit sich brachte, noch über die Unterkunft, die ich seit nunmehr 95 Jahren mein eigen nenne, oder die aufgeblasenen Gecken des Hofes.
Doch diesmal finde ich, dass sie zu weit gegangen sind.
Nichtsahnend sinnierte ich über den Sinn des Unlebens, als mein werter Bruder und Sire mich aus meinen Gedanken riss. Der Prinz wünsche mich zu sehen, ich solle für den Clan eine wichtige Aufgabe übernehmen.
Ich packte also Louis und Francoise ein, denn sie sollten diesen Augenblick mit mir genießen. Meine Freunde ließ ich zurück, damit jemand auf mein Hab und Gut achte.
Wir begaben uns zum Louvre, wo wir auf die Ankunft des Prinzen warten sollten. Dort lernte ich meine „Mitstreiter“ kennen. Ich betrat den Raum und sah die entsetzten Gesichter. Nicht, dass ich diese Blicke nicht schon gewohnt wäre, aber manchmal ist das durchaus lästig. Fünf weitere Personen befanden sich hier. Ein etwas dunkler anmutender Mann, gestellt vom Prinzen, um uns beizustehen. Sein Name war Sohrab. Er scheint mir ein sehr eigentümlicher Kainit zu sein. Dann gab es da noch einen Mann namens Bela Szegedin. Allein schon der Name und sein Aussehen, wie Gebaren, schreit RAVNOS. Komisch, dass so ein, eindeutig nicht vertrauenswürdiger, Kainit auf so eine, angeblich, wichtige Mission geschickt wird. Aber trotz allem scheint er doch nett zu sein. Er hielt mich für den Prinzen. Das fand ich doch sehr amüsant.
Dann gab es da noch die beiden Toreador. Ein Mann und eine Frau. Der Mann scheint wohl einer anderen Zeit zu entstammen, jedenfalls spricht er kein Französisch und ist auch sonst etwas altertümlich. Die weibliche Toreador ist, wie war es anders zu erwarten, widerlich hübsch. Ich hasse das. Manchmal frage ich mich doch, warum gerade ich über einen Nosferatu stolpern mußte. Nicht etwa, dass ich undankbar wäre, im Gegenteil. Wäre doch der sichere Tod mein Los gewesen, wenn er mich nicht gerettet hätte. Doch warum konnte er mich nicht einfach mitnehmen und einem anderen Kainiten übergeben?
Aber was bringt es, sich über das grausame Schicksal zu beklagen, es hilft ja doch nichts.
Ich unterhielt mich gerade mit Louis, als die Tür sich wiederum öffnete und ein Ventrue den Raum betrat. Sein Name ist Lord Humphrey Blackwood. Ich habe noch nicht von ihm gehört. Normalerweise entgeht mir selten ein Kainit in der Stadt, aber dieser hier scheint auch neu zu sein. Ein Engländer. Nase so weit oben, dass es reinregnen könnte. Wie alle Ventrue. Ihn hielt der Ravnos zuerst für den Prinzen. Nett, wie er sich in den Staub warf. Keine Ahnung von Etiquette. Aber was soll man von streunendem Volk erwarten? Anscheinend hat der Ventrue mit dem Prinzen eine Abmachung getroffen. Er scheint in der Seefahrt tätig zu sein und Le Havre wäre wohl ein lohnender Standpunkt seiner Reederei. Bei diesen Gecken geht es auch immer nur um Geld.
Der letzte Mitreisende hatte eindeutig den interessantesten Auftritt. Flankiert von zwei Gorillas des Prinzen, mit denen er wohl zuvor schon Bekanntschaft geschlossen hat, wurde er in den Raum gebracht. Für ihn scheint es wohl auch eine Art Strafe zu sein. Offensichtlich hat er keine Wahl, als mit uns ins Verderben zu laufen.
Prinz Villon hat seinen Auftritt wieder mal genossen und für sich reden lassen. Ich hätte Frankreich wohl einmal verlassen sollen um zu sehen, ob alle Prinzen derartig arrogant sind. Aber was kann man auch sonst von einem Toreador erwarten?
Eine Steinscheibe wird uns übergeben, Sohrab nimmt sie in Gewahrsam. Wir sollen nach Uruk und Ur reisen, um dort ein Ziggurat zu untersuchen und etwas von dort mitzunehmen. Ich liebe solche präzisen Aussagen. Etwas – da kann ich auch gleich eine Handvoll Sand schaufeln und mit mir nach Paris tragen. Anscheinend weiß der Prinz nicht wirklich, was uns dort eventuell erwartet. Es klingt mir doch sehr nach einer Selbstmordmission. Dafür haben wir eine äußerst seltsame Gruppenzusammenstellung. Meine Wenigkeit, ein Ventrue, zwei Toreador, ein Ravnos, ein – keine Ahnung, welchem Clan er angehört – das muss ich noch herausfinden und ein – was war er noch – Brujah? Nun ja, wir werden sehen.
Wir haben dann auch die Reiseroute besprochen. Der Ventrue hat mich gebeten, die Tremere um Blut für die eventuellen Durststrecken zu bitten. Als hätte ich nicht schon genug zu tun. Nun musste ich meinen Clan davon überzeugen, ein Geschäft mit den Magi abzuschließen. Wenn es nicht für den Prinzen wäre…
Die Magi waren bereit, uns zu helfen. Alle, bis auf Jack, haben die Hilfe dankend angenommen. Blutperlen – wenn ich bloß wüßte, wie sie diese Dinger herstellen. Aber wahrscheinlich muss man eine magische Begabung haben, um diese Art von Blut zu verarbeiten.
Wir wissen auch, dass uns dort eventuelle Gegenwehr erwartet. Die Setiten und Assamiten kämpfen um dieses Gebiet und wir werden wohl direkt zwischen die Fronten geraten, wenn wir nicht aufpassen. Welch schöne Aussicht. Zwar freue ich mich, aus Paris herauszukommen, aber andererseits kann ich mir auch schöneres vorstellen, als mitten in ein Kampfgebiet zu laufen.
Ich habe mir heute Nacht noch einen armen Mann aus dem Armenviertel zu Gemüte geführt. Er wird niemandem fehlen.
Nacht 2
Der Ventrue hat uns ein Schiff zur Verfügung gestellt. Wir sind mit dem Zug nach Marseille gereist und haben unsere Reise nun begonnen. Wir haben auch noch Ausrüstung vom Marquis erhalten. Ich habe Louis und Francoise mitgenommen. Ich möchte beide nicht so lange alleine lassen. Vor allem Francoise ist zur Zeit etwas quengelig. Sie kommt nun auch in eine schwieriges Alter. Noch nicht Frau und doch auch kein Mädchen mehr. Die Männer werden ihr später zu Füßen liegen!
Das Schiff ist planmäßig abgefahren, wir sollten unser Ziel in zwei Wochen erreichen.
Auf dem Schiff
Die Nächte hier sind lang, nichts außer dem Meer und den Ratten, von denen ich mich hier ernähre. Wir sind zwar ein paar Mal vor Anker gegangen, aber die meisten meiner Opfer waren bereits so betrunken, dass ich selbst Mühe hatte, wieder ungesehen auf das Schiff zu gelangen.
Nouel, der alte Toreador, hat sich wohl in den Kopf gesetzt, hier alle zu drangsalieren. Er möchte die „Kampfstärke“ aller bemessen. Mir soll es Recht sein. Ich kämpfe nie mit Waffen. Er wird schon noch sehen. Sollen mich ruhig alle für wehrlos halten. Jedenfalls widmet er sich Nacht für Nacht den Duellen. Und man bringt ihm jetzt sogar bei, mit Schußwaffen zu hantieren.
Habe ich schon erwähnt, dass er noch nie in seinem Unleben einen Zug gesehen hatte? Sehr amüsant, der Ventrue erklärte ihm doch tatsächlich, dass kleine Pferde in der Lokomotive wohnen. Welch Spaß!
Ich beschäftige mich derzeit mit wichtigeren Dingen. Der Ventrue hat sich bereit erklärt, mir Seelenstärke beizubringen. Das kann sich durchaus als nützlich erweisen! Ich lerne fleißig und hoffe, dass ich noch vor meiner Rückkehr (sofern es eine gibt) genügend gelernt habe.
Ankuft in Abadan
Nun sind wir im fremden Land. Hier ist alles anders. Die Gebräuche, die Landschaft, die Menschen. Neue Opfer. Mein geliebter Erschaffer hat mir einen Kontakt genannt, den ich aufsuchen werde.
Der Kontakt hat mir einige Namen von Führern genannt, die wir keinesfalls mitnehmen sollten. Ich glaube, dieser Sohrab hat schon jemanden angeheuert, ich werde mich sogleich erkundigen, wer das denn ist.
Alles in Ordnung, keiner der genannten Namen trifft auf unseren Führer zu. Ich werde nun das erste Mal auf einem Kamel reiten. Ich freue mich schon auf die neue Erfahrung.
Der Ventrue und der Ravnos scheinen gut zu kooperieren. Wenn man mich fragt, so sind sie wohl eher mehr dem Malkavianer im Sinne zugetan. Sie haben sämtliche Öllampen, die es auf dem Bazar gab, eingekauft und auf das Schiff bringen lassen. Wozu die ganzen Lampen?
Wir haben uns auch der hiesigen Kleidung angepaßt – nun, nicht alle, aber ich empfinde die Kleidung hier als durchaus bequem und praktisch. So muss ich mein Gesicht nicht ständig durch Tücher verhüllen. Hier ist es offenbar Brauch, dass die Frauen ständig verhüllt durch die Straßen wandern.
Unsere Kamele tragen Körbe, in denen wir übertagen können. Nicht alle wagen sich auf die Wüstenschiffe. Einige bevorzugen doch Pferde.
Mein Kontaktmann meinte übrigens, dass Uruk und Ur früher Opferstätten waren. Auf dem Weg dorthin liegen zwei Oasen. Die erste scheint halbwegs sicher, die zweite ist eher zu meiden. Der Ventrue hat nun 10 weitere Männer angeheuert und noch vier Frauen. Auch der Ravnos hält sich nun eine Einheimische. Ich weiß nicht, wozu, aber sie scheinen ihre Gründe zu haben. Unauffällig ist das wohl nicht gerade, aber was soll man auch erwarten?
Reise in die Wüste
Wir sind nun schon ein paar Nächte unterwegs und bisher ist unsere Reise problemlos verlaufen. Wir haben die beiden Oasen passiert, wobei wir zweitere gemieden haben. Wir haben allerdings genügend Vorräte, um die Strecke problemlos zu bewältigen. Nouel meint allerdings, er hätte ein ungutes Gefühl, je näher wir dem Ziggurat kommen. Er ist auch sehr rastlos, patrouilliert um die Karawane und scheint wohl nie still zu stehen. Mir soll das Recht sein, solange sie mich in Ruhe lassen.
Ankunft beim Ziggurat
Die Einheimischen weigern sich, näher an die Ruinen heranzugehen. Sie scheinen große Angst zu haben. Wovor nur? Vor den Geschichten? Oder lauert etwas hier? Ich weiß es nicht, aber wir werden es wohl herausfinden.
Sie haben sich entschlossen, den Ballon aufzublasen. Ich weiß zwar nicht, wozu das gut sein soll, aber der Ventrue hat seinen Kopf durchgesetzt.
Das Ziggurat ist sehr beeindruckend. Etwa 30m hoch und ziemlich massiv. Es ist schon zu bewundern, wie die früheren Generationen solche Bauwerke erschaffen konnten.
Nouel hat Sohrab und mich gebeten, zu patrouillieren. Tun wir ihm diesen Gefallen. Der Malkavianer hat den Heißluftballon für sich entdeckt und erkundet die Landschaft von oben.
Sohrab ist verschwunden. Er scheint alleine in das Ziggurat gegangen zu sein. Ich habe beschlossen, ihm zu folgen. Der Ravnos und der Malkavianer folgen mir. Nouel informiert den Rest der Truppe, ich denke, sie werden dann auch nachkommen. Humphrey und Nouel wollen noch die Sterblichen davon überzeugen, sich in die Sicherheit der Ruinen zurückzuziehen. Nun, sie scheinen gute Argumente zu haben, ihre Clans sind ja dafür bekannt.
Im Ziggurat
Wir sind also in das Ziggurat vorgedrungen – und was finden wir dort? Sohrab scheint wohl versucht zu haben, seinen eigenen Erzeuger, der wohl sein Herz (SETITEN!) hier gelagert hatte, zu diablerieren. Das scheint wohl heftig in die Hose gegangen zu sein. Rostam (so heißt er nun) war wohl nicht sehr angetan davon. Doch er hat uns nicht gleich angegriffen, sondern sogar mit uns gesprochen. Er hat die Steinscheibe in der Kammer in die mittlere der drei Vertiefungen eingesetzt. Offenbar ein Kombinationsschloß. Doch wir haben die restlichen Schlüssel nicht. Ich sehe schon, wohin das führen wird…
Und ich hatte Recht. Nachdem Rostam verschwunden ist (obwohl der wahnsinnige Ventrue und der noch wahnsinnigere Toreador versucht haben, ihn anzugreifen), habe ich mit der Toreador die Kammer untersucht. Das Relief an der Wand ist sehr interessant. Ein Vollmond in der Mitte, jeweils ein Halbmond an den Seiten, eine kleine Sonne und jede Menge Sternbilder. Und natürlich die drei Vertiefungen, wobei sich in einer die mitgebrachte Steinscheibe befindet. Der Ravnos hat versucht, sie wieder zu entfernen, doch ohne Erfolg. Dies scheint eine Art Rätsel zu sein, wir müssen nur noch die Lösung finden. Ich mag Rätsel…
Rückkehr zur Karawane
Die Karawane war bereits am zusammenpacken, nachdem wir von unserer Übertagung im Ziggurat zurückgekehrt sind. Sehr anständig von ihnen, auf uns zu warten. Was hätten wir wohl mitten in der Wüste gemacht, wenn sie ohne uns abgereist wären? Nicht jeder sieht dies so. Der Ventrue scheint verärgert, weil sie seinen Befehlen nicht so gehorchen, wie er das gerne hätte. Welch blinde Arroganz…
Hülya, die „Mätresse“ des Ravnos wurde von dem Setiten entführt und angefallen. Doch er ließ sie am Leben. Sie ist noch etwas verstört, doch wir konnten sie mitnehmen.
Als wir schon fast in Abadan sind, beginnt sie zu reden. Sie erzählt wirre Geschichten über den König der Perser, der seinen Sohn getötet hat. Sie spricht dabei von Rostam und Sohrab. Können dies tatsächlich dieselben sein?
Erneute Ankunft in Abadan
Mein Kontaktmann ist der Meinung, dass es sich wahrscheinlich nicht um dieselben handelt. Doch er kennt diese Geschichte ebenfalls. Nur würde es bedeuten, wenn es sich bei den beiden Kainiten um die beiden Figuren aus dem Märchen handelt, so wären sie sehr alt. Und wenn ich sehr alt schreibe, dann meine ich das auch tatsächlich. Dann könnten wir von Glück sprechen, die Begegnung mit Rostam überlebt zu haben.
Dies wird den Prinzen und auch die gesamte Camarilla interessieren. Doch zuvor brauchen wir Beweise!
Cazardieu und Oppert sind wohl die einzigen beiden, die in diese Richtung geforscht haben. Lustigerweise wurden wir von ersterem angeheuert. Welch Ironie! Wir sollten trotzdem noch einmal mit ihnen sprechen und etwaige Hinweise auf den Verbleib der restlichen beiden Steinscheiben finden.
Wir werden nun nach Baghdad aufbrechen. Dort soll es Texte in Keilschrift geben, die eventuelle Hinweise enthalten! Wir werden sehen!
Baghdad
Welch Ironie des Schicksals! In Baghdad angekommen, ist der hiesige Prinz nicht zugegen. Die Setiten herrschen hier. Wir haben eine nette Unterkunft gefunden, doch ganz sicher scheint mir das Ganze nicht zu sein. Ich habe Louis gebeten, ein Auge auf unsere Gastgeber zu werfen. Francoise ist sehr unzufrieden. Sie wäre viel lieber wieder in Paris, um mit ihren Freundinnen auf der Champ d’Elysée zu flanieren und den hübschen Burschen den Kopf zu verdrehen. Ach, wo ist bloß mein kleines Mädchen geblieben? Sie wird so schnell erwachsen!
Wir haben uns beim Sheriff vorgestellt und um die Erlaubnis gebeten, in den Archiven der Steintafeln nach Hinweisen zu suchen, die Oppert, der vor einigen Jahren bereits hier war, eventuell übersehen hat. Die Geschichte mit den Steinscheiben will mir nicht mehr aus dem Kopf. Ständig ist die Rede von Göttern und wieder Auferstandenen, also Untoten. Es scheint mir, als wäre dieses Kombinationsschloss eher eine Barriere, um etwas dahinter zu verschließen. Was, wenn es sich dabei um einen der Nictuku handelt? Es wäre fatal eines der Monster freizulassen!
Meine Mitreisenden haben natürlich keine Ahnung von meinen Vermutungen und ich werde sie ihnen auch nicht mitteilen. Die Nictuku sind Sache der Nosferatu und sollte einer von ihnen in diesem Ziggurat eingeschlossen sein, dann Gnade uns Gott!
Noch immer in Baghdad
Lord Blackwood und Bela haben mich gebeten, ihnen aus der Kaserne Uniformen der hiesigen Wachmannschaften zu besorgen. Ich habe ihnen diesen Gefallen getan, immerhin ist es für mich ein Leichtes, die Sinne der Sterblichen zu umgehen. Louis war von der Idee zwar nicht sonderlich begeistert, da er um meine Sicherheit fürchtet, aber mein Kainitendasein hat mich stärker gemacht. Es ist nicht mehr notwendig, mich von ihm beschützen zu lassen. Aber er ist in diesem Fall sehr stur und uneinsichtig. Er will noch immer der Ernährer und Beschützer der Familie sein. Es gefällt ihm nicht, zum Aufpasser für Francoise degradiert zu sein. Ich kann es verstehen, sein Stolz als Mann ist nun mal sehr wichtig.
Aber darum kann ich mich nun nicht kümmern. Ich muss Kontakt mit den hiesigen Brüdern oder Schwestern aufnehmen. Mein Bruder in Abadan hat mir den Namen des hier ansässigen Bruders genannt und ich werde ihn aufsuchen.
Ich wurde sehr herzlich von unserem Bruder hier empfangen und freue mich, dass er meine Bedenken bezüglich des Ziggurats teilt. Er hat mich auch darauf hingewiesen, dass der Prinz der Domäne mit Vorsicht zu genießen ist. Ich habe die neuesten Erkenntnisse aus Paris mit ihm geteilt und er gab mir Geschichten aus der Gegend. Ich bin gespannt, was wir hier finden werden.
Steintafeln
Ich kann schon keine Steintafeln mehr sehen! Wir suchen und suchen und doch kann nur eine meiner Gefährten lesen, was auf den Tafeln geschrieben steht. Die junge Toreador hat uns zumindest einige Wörter beigebracht, nach denen wir suchen können. Es ist mühsam und langweilig. Ich weiß auch nicht genau, wonach wir suchen. Geschichten, die vor tausenden von Jahren aufgeschrieben wurden. Ich weiß aus meiner langjährigen Erfahrung, dass in den meisten Geschichten, die sich das Volk erzählt, auch ein Körnchen Wahrheit steckt. Doch wie uns diese Fragmente einen Hinweis auf das Wesen oder Artefakt, das hinter der Steintür im Ziggurat verborgen liegt, liefern soll, ist mir noch ein Rätsel.
Die Setiten erwiesen sich bis jetzt als kühl und doch halbwegs freundlich. Ich frage mich, ob man nicht in näherer Zukunft Geschäfte mit ihnen schließen kann.
Wir haben nun einen halbwegs zusammenhängenden Text gefunden und hoffen, dass uns die Hinweise darin neue Möglichkeiten aufzeigen. Gerade eben ist wohl der Prinz der Domäne zurückgekehrt und verlangt nach unserer Anwesenheit.
Im Setitentempel
Als hätte ich es nicht schon vermutet, so ist unser „Freund“ aus dem Ziggurat der hiesige Monarch. Welch Ironie! Ich habe versucht, neutral zu bleiben, was mir auch, denke ich, gelungen ist. Allerdings sind wir nun Gefangene in seinem Tempel und sollen morgen Nacht Baghdad in Richtung Paris verlassen. Louis und Francoise wurden ebenfalls hierher verschleppt! Dieser Angriff auf meine Familie wird nicht vergessen werden!
Offenbar bahnt sich auch hier ein Geschäft an – der Prinz möchte, genauso wie wir, wissen, was in diesem Ziggurat verborgen ist. Wir sollen die restlichen Scheiben suchen. Vielleicht weiß er auch mehr, als er bereit ist zu teilen – aber er hat wohl nicht damit gerechnet, dass wir Nosferatu diejenigen sind, die mit Informationen handeln. Ich bin mir sicher, was auch immer verborgen liegt, wird von uns entdeckt werden. Und sollte es einer der Nictuku sein, haben wir zumindest die Möglichkeit, dagegen vorzugehen.
Reise nach Paris
Wir sind mit dem Orient-Express gereist. Sehr komfortabel und sicher. Allerdings vermisse ich die gute Verkleidung, die sich mir in den östlichen Ländern geboten hat. Vielleicht wäre es sinnvoll, solche Kleidung auch in Paris einzuführen! Damit könnte man sich einige Mühsal ersparen.
Wir hatten viel Zeit uns zu unterhalten und voneinander zu lernen. Praktisch betrachtet sind meine Mitreisenden gar nicht so unnütz, wie ich dachte. Ich kann viel von ihnen lernen, sogar von unserem Ravnos. Er scheint auch an einigen meiner Techniken interessiert zu sein. Ebenso der Toreador. Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages einen Wissensaustausch mit einem Toreador betreiben würde. Sind sie doch meist so von ihrer Schönheit und Eitelkeit verblendet, dass man kein vernünftiges Wort mit ihnen wechseln kann. Aber anscheinend liegt bei meinen beiden Reisegefährten keine derartige sinnlose Verblendung vor. Es mag wohl an ihrem jeweiligen Alter liegen.
Paris
Ah, endlich wieder in der Heimat! Francoise ist ganz aufgeregt und hat schon viele Pläne für unsere Rückkehr. Ich befürchte allerdings, dass unser Aufenthalt nur von kurzer Dauer sein wird. Ich habe gestern mit Louis darüber gesprochen und wir haben überlegt, wie wir unserer Tochter schonend beibringen, dass wir bald wieder aufbrechen und sie ihre Freundinnen eventuell für längere Zeit nicht sehen wird. Eventuell kann man sie mit der Aussicht auf weitere Reisen mit Lord Blackwood und Noel vertrösten. Sie scheint Gefallen an beiden gefunden zu haben. Ich weiß allerdings nicht, ob ich darüber glücklich oder traurig sein soll. Immerhin gehören beide den Kainiten an und eine Liebe kann nur von kurzer Dauer sein. Aber was tut man nicht alles für sein Kind? Ich werde versuchen, sie so gut wie möglich zumindest bei den gemeinsamen Treffen den beiden näherzubringen. Immerhin ist sie ein hübsches Mädchen und bald auch eine heiratsfähige Frau. Ich möchte allerdings nicht, dass sie zum Ghul degradiert wird. Das würde mir das Herz brechen. Und das Kainitentum wäre auch nichts für sie. Sie soll so bleiben, wie sie ist.
Wir haben ordnungsgemäß unsere Rückkehr bekanntgegeben und ich bin auch zu meinen Brüdern und Schwestern in den Untergrund zurückgekehrt, um ihnen von meinen Vermutungen zu berichten. Es ist, wie ich befürchtet hatte. Meine Freunde teilen meine Sorge und sehen es auch als wichtig an, diese Sache weiter zu verfolgen.
Uns wurde eine Audienz mit dem Marquis vorgeschlagen, die wir auch genutzt haben. Meiner Meinung nach scheint sich dieser Brujah doch sehr verdächtig zu verhalten. Doch Lord Blackwood will nun nach seinen Regeln spielen, die im entferntesten auch unsere sind. Auch ich werde mein Wissen nicht uneingeschränkt teilen und Gegenleistungen erwarten, wie es üblich ist. Das sollte der Marquis wissen.
Neu
Nächte in Paris
Alles läuft nach Plan. Ich habe nun einen Gefallen bei unserem Toreador-Ahn, was sich als sehr leicht erwies. Er ist auch sehr leicht zufriedenzustellen. Ich habe, wie er gewünscht hat, Informationen über den Marquis gesammelt, doch habe ich nicht mehr nachgebohrt, was ich nun tun werde. Es könnte von Nutzen sein. Weiters hat es offenbar einen Todesfall unter den Ventrue gegeben. Der Prinz hat sich anscheinend über die Gesetze des Clans gestellt – sehr interessant. Da könnte sich eine schöne Clansschlacht anbahnen, sind doch die Ventrue die finanzielle Hauptunterstützung der Pariser Kainiten und des Prinzen. Ich werde die Entwicklungen mit Argusaugen beobachten.
Ich habe mein Domizil nun wieder etwas in Ordnung gebracht, da ich meine Reisegefährten zu einem kleinen Diner einladen möchte. Das Ambiente entspricht zwar eventuell nicht ihren Gewohnheiten – aber mehr habe ich nicht mehr zu bieten. Meine Freunde werden dem Diner ebenfalls beiwohnen und ich hoffe, dass alles gut geht und sich keiner von ihnen im Rausch verrät. Francoise hat gebeten, auch daran teilzunehmen und ich habe mit Louis darüber gesprochen. Er ist ebenfalls der Meinung, dass es an der Zeit ist, sie der Gesellschaft ordnungsgemäß vorzustellen. Sie ist wirklich kein Kind mehr. Ich werde versuchen, mein Bestes als Mutter zu geben und eine gute Partie für sie zu finden.
Ich habe die übrige Zeit damit verbracht, das Essen für das Diner vorzubereiten. Für jeden Geschmack sollte etwas dabei sein. Ein Clochard, den ich unter einer Brücke gefunden habe, ein Knabe aus dem Bürgertum, der sich wohl vor dem Zorn seines Vaters verstecken wollte, eine junge Adlige, die unvorsichtigerweise alleine unterwegs war – und ihr Kutscher. Auch für die Pferde werde ich eine gute Verwendung finden.
Ich habe dem Clochard genug Alkohol eingefüllt, um ihn gerade noch am Leben zu lassen und als alkoholreiche Beilage zu reichen. Die Adlige habe ich neben dem Abschaum platziert – welch Ironie – sie hätte wohl auch nicht gedacht, dass sie neben einem Mann aus der Gosse sterben wird. Es war eine Heidenarbeit den Rest meines Fangs zuzubereiten. Vor allem der Knabe hatte es in sich. Ich bin froh, dass Francoise heute mit ihrem Vater unterwegs war. Hätte sie gesehen, was ich mit dem Jungen machen musste, sie wäre wahrscheinlich angewidert vor mir zurückgewichen. Doch meine Natur lässt mir keine Wahl. Das Blut des Jungen ist frisch und wohlschmeckend und auch sein Fleisch wird uns munden – sofern es vielleicht meinen Mitreisenden gewährt ist, zu essen, als wären sie noch unter den Lebenden.
Es ist alles vorbereitet, ich bin gespannt, wie der Abend verlaufen wird! Francoise hat mich gebeten, doch die beiden Stühle neben ihr freizulassen. Sie würde sich gerne die Herren der Runde näher ansehen und sich mit ihnen unterhalten. Ich habe sie gewarnt, nicht zu weit zu gehen und auf jeden Fall ihre Manieren nicht zu vergessen. Ich hoffe, sie hält sich daran! Ich möchte mich ihretwegen nicht schämen müssen.
Der Abend verlief eigentlich recht gut bis auf ein paar seltsame Eigenarten meiner Weggenossen. Lord Blackwood traf als Erster ein und hat eine Animierdame mitgebracht. Hätte ich gewusst, dass er eine Sterbliche mitbringt, hätte ich mich etwas besser vorbereitet – nun, sie musste so oder so sterben. Und immerhin war sie ein gutes Gastgeschenk.
Unser Ravnos hat mich überrascht. Er hat mir und Francoise Blumen mitgebracht. Das fand ich sehr zuvorkommend und höflich. Er hat sich auch sehr intensiv mit meiner Tochter unterhalten und es scheint, als hätte sie Gefallen an ihm gefunden. Er ist zwar nicht meine erste Wahl, aber gegen die Liebe eines Mädchens kommt man nur schwer an. Ich bin gespannt, wie sich die Sache entwickelt. Francoise konnte sich jedenfalls kaum halten vor Schwärmereien über Bela.
Das Erscheinen der beiden Toreador war sehr seltsam und auch unhöflich. Die Donna scheint wohl etwas ängstlich, da sie sich vor so kleinen Tieren wie Spinnen fürchtet. Sie rannte ohne eine Entschuldigung davon und erst als unser Kreuzritter meine geliebten achtbeinigen Freunde vertrieben hat, wagte sie es, zu Tisch zu kommen. Und da dachte ich, sie käme aus gutem Hause…sie sollte wirklich lernen, ihre Ängste zu beherrschen.
Insgesamt hatten wir ein nettes Diner, obwohl meine Gäste etwas wenig gegessen haben. Ich hätte mir gar nicht allzu viel Mühe machen müssen, es hätte für sie offenbar auch ein zweigängiges Menü ausgereicht. Sehr zu meinem Bedauern, da ich mir wirklich die Zeit genommen habe, alles schön anzurichten. Ich werde sicher die nächsten Nächte einige Zeit mit dem Reinigen der Küche zubringen müssen. Ich hätte sie vielleicht gleich töten sollen und nicht erst zuhause. Das macht immer eine Riesensauerei. Ach, hätte ich doch noch mein Dienstpersonal. Aber diese Zeit ist schon über ein Jahrhundert vorbei…
Nachts im Museum
Heute waren wir im Museum. Mir ist noch immer nicht ganz klar, was wir dort eigentlich wollten, aber die Ghule waren sehr großzügig. Ich bin gespannt, ob sie das später noch bereuen werden, wenn ihre Herren herausfinden, dass sie dem Toreador eine mächtige Waffe gegeben haben, der auch sie verletzen kann. Das ist genau der Grund, warum ich mir keine menschlichen Ghule halte. Sie sind meist unzuverlässig und dumm. Abgesehen davon denken sie, sie hätten eine Ahnung und doch haben sie nicht die geringste. Es wird mir eine Freude sein zu hören, wie sich der Prinz und der Marquis über die Dummheit ihrer Bediensteten empören.
Irrsinn
Wie konnte ich mich dazu bloß überreden lassen? Es scheint sich wohl um eine seltene Form der Lebensmüdigkeit bei mir zu handeln. Wir sind freiwillig in das Domizil des Malkavianer-Ahns spaziert. Als wäre das nicht schon dumm genug, haben wir es auch noch zugelassen, dass wir dort fast unser endgültiges Ende finden. Der Ravnos war klug genug, sich schnell aus der Affäre zu ziehen und nur mit ein wenig Irrsinn davonzukommen. Während ich darum gekämpft habe, unserem Ventrue das polierte Hinterteil zu retten und zu verhindern, dass ihn der Malkavianer bei lebendigem Leib zerreißt.
Aber ich muss zugeben, dass seine Reaktion auf die seltsame Nachricht, die ich erhalten habe, sehr beeindruckend war. Ich habe nur selten gesehen, dass das Tier so schnell die Kontrolle übernimmt. Außer bei Angehörigen des Clans Brujah eventuell.
Der Malkavianer hat etwas davon gefaselt, dass wir davon gar nichts wissen dürften. Sehr interessant. Ich weiß zwar nicht, wovon wir nichts wissen dürfen, aber ich werde es herausfinden!
Alles läuft nach Plan. Ich habe nun einen Gefallen bei unserem Toreador-Ahn, was sich als sehr leicht erwies. Er ist auch sehr leicht zufriedenzustellen. Ich habe, wie er gewünscht hat, Informationen über den Marquis gesammelt, doch habe ich nicht mehr nachgebohrt, was ich nun tun werde. Es könnte von Nutzen sein. Weiters hat es offenbar einen Todesfall unter den Ventrue gegeben. Der Prinz hat sich anscheinend über die Gesetze des Clans gestellt – sehr interessant. Da könnte sich eine schöne Clansschlacht anbahnen, sind doch die Ventrue die finanzielle Hauptunterstützung der Pariser Kainiten und des Prinzen. Ich werde die Entwicklungen mit Argusaugen beobachten.
Ich habe mein Domizil nun wieder etwas in Ordnung gebracht, da ich meine Reisegefährten zu einem kleinen Diner einladen möchte. Das Ambiente entspricht zwar eventuell nicht ihren Gewohnheiten – aber mehr habe ich nicht mehr zu bieten. Meine Freunde werden dem Diner ebenfalls beiwohnen und ich hoffe, dass alles gut geht und sich keiner von ihnen im Rausch verrät. Francoise hat gebeten, auch daran teilzunehmen und ich habe mit Louis darüber gesprochen. Er ist ebenfalls der Meinung, dass es an der Zeit ist, sie der Gesellschaft ordnungsgemäß vorzustellen. Sie ist wirklich kein Kind mehr. Ich werde versuchen, mein Bestes als Mutter zu geben und eine gute Partie für sie zu finden.
Ich habe die übrige Zeit damit verbracht, das Essen für das Diner vorzubereiten. Für jeden Geschmack sollte etwas dabei sein. Ein Clochard, den ich unter einer Brücke gefunden habe, ein Knabe aus dem Bürgertum, der sich wohl vor dem Zorn seines Vaters verstecken wollte, eine junge Adlige, die unvorsichtigerweise alleine unterwegs war – und ihr Kutscher. Auch für die Pferde werde ich eine gute Verwendung finden.
Ich habe dem Clochard genug Alkohol eingefüllt, um ihn gerade noch am Leben zu lassen und als alkoholreiche Beilage zu reichen. Die Adlige habe ich neben dem Abschaum platziert – welch Ironie – sie hätte wohl auch nicht gedacht, dass sie neben einem Mann aus der Gosse sterben wird. Es war eine Heidenarbeit den Rest meines Fangs zuzubereiten. Vor allem der Knabe hatte es in sich. Ich bin froh, dass Francoise heute mit ihrem Vater unterwegs war. Hätte sie gesehen, was ich mit dem Jungen machen musste, sie wäre wahrscheinlich angewidert vor mir zurückgewichen. Doch meine Natur lässt mir keine Wahl. Das Blut des Jungen ist frisch und wohlschmeckend und auch sein Fleisch wird uns munden – sofern es vielleicht meinen Mitreisenden gewährt ist, zu essen, als wären sie noch unter den Lebenden.
Es ist alles vorbereitet, ich bin gespannt, wie der Abend verlaufen wird! Francoise hat mich gebeten, doch die beiden Stühle neben ihr freizulassen. Sie würde sich gerne die Herren der Runde näher ansehen und sich mit ihnen unterhalten. Ich habe sie gewarnt, nicht zu weit zu gehen und auf jeden Fall ihre Manieren nicht zu vergessen. Ich hoffe, sie hält sich daran! Ich möchte mich ihretwegen nicht schämen müssen.
Der Abend verlief eigentlich recht gut bis auf ein paar seltsame Eigenarten meiner Weggenossen. Lord Blackwood traf als Erster ein und hat eine Animierdame mitgebracht. Hätte ich gewusst, dass er eine Sterbliche mitbringt, hätte ich mich etwas besser vorbereitet – nun, sie musste so oder so sterben. Und immerhin war sie ein gutes Gastgeschenk.
Unser Ravnos hat mich überrascht. Er hat mir und Francoise Blumen mitgebracht. Das fand ich sehr zuvorkommend und höflich. Er hat sich auch sehr intensiv mit meiner Tochter unterhalten und es scheint, als hätte sie Gefallen an ihm gefunden. Er ist zwar nicht meine erste Wahl, aber gegen die Liebe eines Mädchens kommt man nur schwer an. Ich bin gespannt, wie sich die Sache entwickelt. Francoise konnte sich jedenfalls kaum halten vor Schwärmereien über Bela.
Das Erscheinen der beiden Toreador war sehr seltsam und auch unhöflich. Die Donna scheint wohl etwas ängstlich, da sie sich vor so kleinen Tieren wie Spinnen fürchtet. Sie rannte ohne eine Entschuldigung davon und erst als unser Kreuzritter meine geliebten achtbeinigen Freunde vertrieben hat, wagte sie es, zu Tisch zu kommen. Und da dachte ich, sie käme aus gutem Hause…sie sollte wirklich lernen, ihre Ängste zu beherrschen.
Insgesamt hatten wir ein nettes Diner, obwohl meine Gäste etwas wenig gegessen haben. Ich hätte mir gar nicht allzu viel Mühe machen müssen, es hätte für sie offenbar auch ein zweigängiges Menü ausgereicht. Sehr zu meinem Bedauern, da ich mir wirklich die Zeit genommen habe, alles schön anzurichten. Ich werde sicher die nächsten Nächte einige Zeit mit dem Reinigen der Küche zubringen müssen. Ich hätte sie vielleicht gleich töten sollen und nicht erst zuhause. Das macht immer eine Riesensauerei. Ach, hätte ich doch noch mein Dienstpersonal. Aber diese Zeit ist schon über ein Jahrhundert vorbei…
Nachts im Museum
Heute waren wir im Museum. Mir ist noch immer nicht ganz klar, was wir dort eigentlich wollten, aber die Ghule waren sehr großzügig. Ich bin gespannt, ob sie das später noch bereuen werden, wenn ihre Herren herausfinden, dass sie dem Toreador eine mächtige Waffe gegeben haben, der auch sie verletzen kann. Das ist genau der Grund, warum ich mir keine menschlichen Ghule halte. Sie sind meist unzuverlässig und dumm. Abgesehen davon denken sie, sie hätten eine Ahnung und doch haben sie nicht die geringste. Es wird mir eine Freude sein zu hören, wie sich der Prinz und der Marquis über die Dummheit ihrer Bediensteten empören.
Irrsinn
Wie konnte ich mich dazu bloß überreden lassen? Es scheint sich wohl um eine seltene Form der Lebensmüdigkeit bei mir zu handeln. Wir sind freiwillig in das Domizil des Malkavianer-Ahns spaziert. Als wäre das nicht schon dumm genug, haben wir es auch noch zugelassen, dass wir dort fast unser endgültiges Ende finden. Der Ravnos war klug genug, sich schnell aus der Affäre zu ziehen und nur mit ein wenig Irrsinn davonzukommen. Während ich darum gekämpft habe, unserem Ventrue das polierte Hinterteil zu retten und zu verhindern, dass ihn der Malkavianer bei lebendigem Leib zerreißt.
Aber ich muss zugeben, dass seine Reaktion auf die seltsame Nachricht, die ich erhalten habe, sehr beeindruckend war. Ich habe nur selten gesehen, dass das Tier so schnell die Kontrolle übernimmt. Außer bei Angehörigen des Clans Brujah eventuell.
Der Malkavianer hat etwas davon gefaselt, dass wir davon gar nichts wissen dürften. Sehr interessant. Ich weiß zwar nicht, wovon wir nichts wissen dürfen, aber ich werde es herausfinden!